Esketamin Nasenspray (Spravato®) – frühe Nutzenbewertung nach §35a SGB V

Am 6.10.21 veröffentlichte das Bundesministerium für Gesundheit den Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zur frühen Nutzenbewertung von Esketamin Nasenspray (Spravato®) in den Indikationen therapieresistente Depression und akute Kurzzeitbehandlung zur schnellen Reduktion depressiver Symptome, die nach ärztlichem Ermessen einen psychiatrischen Notfall darstellen.

Für Esketamin Nasenspray in der Indikation als akute Kurzzeitbehandlung zusammen mit einem Antidepressivum zur schnellen Reduktion depressiver Symptome, die nach ärztlichem Ermessen einem psychiatrischen Notfall entsprechen kam der G-BA dabei zu einem positiven Ergebnis der Nutzenbewertung mit Anhalt für einen geringen Zusatznutzen (https://www.bundesanzeiger.de/pub/publication/PbEtLs1QJpIrDWRfA3G/content/PbEtLs1QJpIrDWRfA3G/BAnz%20AT%2006.10.2021%20B2.pdf). Grundlage der Entscheidung waren die Ergebnisse zweier randomisierter Phase-III-Studien. Hier fand sich eine Verbesserung der allgemeinen depressiven Symptomatik im Vergleich zu einer aktiven Vergleichstherapie. Weiterlesen

SSRI – neue Daten zum erhöhten Risiko eines Rezidivs einer intrakraniellen Blutung

Insbesondere für Antidepressiva mit starker Hemmung der Serotoninwiederaufnahme scheint aufgrund ihrer Wirkung auf die Thrombozytenaggregation insgesamt ein geringfügig erhöhtes Risiko für spontane intrakranielle Blutungen (ICB) zu bestehen (siehe Kap. 1.5.3 im Kompendium). Nun zeigt eine kürzlich publizierte Studie entsprechend auch bei Patienten mit ICB ein erhöhtes Risiko einer erneuten ICB bei Einnahme von SSRI auf (Kubiszewski et al., 2021). Weiterlesen

Citalopram und Escitalopram – Pharmakodynamische und pharmakokinetische Unterschiede und klinische Konsequenzen

Bei einem chiralen Molekül können die einzelnen Stereoisomere Unterschiede hinsichtlich ihrer pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Eigenschaften aufweisen. Der selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Citalopram ist ein razemisches Gemisch aus S-(+)Citalopram (Escitalopram) und R-(-)Citalopram. Dabei zeigt Escitalopram eine hohe Affinität für den Serotonintransporter und führt zu einer Serotoninwiederaufnahmehemmung, während R-Citalopram nur eine geringe Affinität für den Serotonintransporter aufweist. Entsprechend wird die antidepressive Wirkung von Citalopram allein dem Anteil an Escitalopram zugeschrieben, während R-Citalopram keine Wirkung am Serotonintransporter zeigt und damit als inaktives Stereoisomer gilt.
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Brexanolon – erste FDA Zulassung speziell für postpartale Depressionen

Im März 2019 hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA Brexanolon, die synthetische Form des neuroaktiven Steroids Allopregnanolon, ein Metabolit des Hormons Progesteron, zur Behandlung der postpartalen Depression zugelassen. Die Zulassung erfolgte beschleunigt unter den Kategorien „Priority Review“ und „Breakthrough Therapy“. Das in den USA als ZULRESSO™ bezeichnete Pharmakon wird von SAGE Therapeutics vertrieben.
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Nortriptylin – wieder im Handel

Nachdem Lundbeck Nortripylin aus dem Handel genommen hatte kann jetzt wieder Nortriptylin von Glenmark verordnet werden. Da das Präparat zur Zeit der Herstellung der 12. Auflage des Kompendiums der Psychiatrischen Pharmakotherapie nicht verfügbar war, wurde auf die Darstellung verzichtet. Für die Leser der 12. Auflage des Kompendiums und der 5. Auflage des Pocket Guide wird hier nun die aktualisierte Fassung für Nortriptylin in die News eingestellt. Weiterlesen

Antidepressiva – Update zum Risiko intrakranieller Blutungen

Bereits seit längerem ist bekannt, dass es aufgrund einer Thrombozytenfunktionsstörung mit verminderter Aggregationsfähigkeit unter Antidepressiva mit Hemmung der Serotoninwiederaufnahme zum Auftreten einer verlängerten Blutungszeit und/oder Anzeichen einer Blutung kommen kann (s. Abschn. 1.5.4 im Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie).
In Bezug auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für intrakranielle Blutungen ergab eine neue retrospektive Fall-Kontroll-Studie, die 2017 in JAMA Neurology veröffentlicht wurde, wiederum ein erhöhtes Risiko für intrakranielle Blutungen in Abhängigkeit der Affinität der Antidepressiva zum Serotonintransporter [1]. Ein erhöhtes Risiko zeigte sich hier für Antidepressiva mit starker Affinität zum Serotonintransporter als Ausdruck einer ausgeprägten Hemmung der Serotoninwiederaufnahme im Vergleich zu Antidepressiva mit niedriger Affinität zum Serotonintransporter, insbesondere während des ersten Monats der Einnahme und im Fall einer Kombination mit oralen Antikoagulanzien. Weiterlesen

Ketamin – American Psychiatric Association (APA) veröffentlicht Anwendungsempfehlungen zum Einsatz in der Behandlung depressiver Störungen

Anhand von mehreren Studien konnte mittlerweile eine positive Wirkung des NMDA-Antagonisten Ketamin bei therapieresistenten depressiven Störungen aufgezeigt werden, so dass die intervenöse Gabe des seit den 1970er Jahren zugelassenen Anästhetikums/Analgetikums in subanästhetischen Dosen zunehmend in der antidepressiven Behandlung eingesetzt wird (siehe Kap. 1.2 und Kap. 1.4.2. des Kompendiums). In Anbetracht des zunehmenden off-label Gebrauchs von Ketamin in psychiatrischen Indikationen, eines vermehrten Medieninteresses und zunehmender Patientenanfragen nach einer Ketaminbehandlung veröffentlichte die American Psychiatric Association (APA) kürzlich eine Übersicht zur aktuellen Datenlage sowie Anwendungsempfehlungen zum Einsatz von Ketamin in der Behandlung depressiver Störungen [1]. Weiterlesen

Statine – neue Hinweise auf mögliche positive Effekte bei depressiven Störungen

In Bezug auf die Pathogenese depressiver Störungen mehren sich Hinweise auf eine Beteiligung inflammatorischer Prozesse und einer hierdurch gestörten neuronalen Homöostase, zumindest in einer Untergruppe von depressiven Patienten („Neuroinflammatorische Hypothese der Depression“) [1]. In diesem Zusammenhang wird auch eine antidepressive Wirkung von Substanzen, denen antiinflammatorische/ immunmodulierende Eigenschaften zugeschrieben werden wie beispielsweise Acetylsalicylsäure, das Tetrazyklin Minocyclin, aber auch Statine diskutiert (s.auch Kap. 1.2. des Kompendiums der Psychiatrischen Pharmakotherapie, 11. A). Weiterlesen

Milnacipran – auch in Deutschland als Antidepressivum erhältlich

Der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) Milnacipran ist in Deutschland seit März 2016 zugelassen, in Österreich erfolgte die Zulassung bereits 1998. Als Antidepressivum ist Milnacipran in über 40 Ländern zugelassen, darunter Frankreich, Russland, Japan und Finnland, aber nicht in der Schweiz. Seit August 2016 ist Milnacipran zur Behandlung der Major Depression von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erstattungsfähig. In der Indikation Fibromyalgie-Syndrom (FMS) ist Milnacipran seit 2009 in den USA zugelassen (Palmer RH et al, 2010).
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SSRI – Neue Dosis-Wirkungsbeziehung

Bei SSRI ist ein verbesserter Therapieerfolg durch Dosiserhöhungen innerhalb des empfohlenen Dosisbereiches bei der Behandlung der Major Depression bislang nicht angenommen worden. Höhere Dosierungen als die niedrigste wirksame Dosis schienen anhand früherer Studienergebnisse bei fehlendem Wirksamkeitsvorteil hingegen einzig mit vermehrten Nebenwirkungen assoziiert zu sein [1]. Entsprechend wird auch in der 2015 aktualisierten S3-Leitlinie „Unipolare Depression“ für SSRI bei initial unzureichender Response von einer Anhebung der Dosierung in Abhängigkeit von Verträglichkeit und den Anwendungsempfehlungen im Hinblick auf die hier fehlende Dosis-Wirkungs-Beziehung und Nachteilen in Bezug auf ein möglicherweise erhöhtes Nebenwirkungsprofil abgeraten [2]. Weiterlesen