Liraglutid – Risikoreduktion für Folgeerkrankungen der Adipositas

Adipositas und ihre Begleiterkrankungen führen zu großem Leid bei den betroffenen Patienten und erzeugen große finanzielle Folgeschäden in den sozialen Sicherungssystemen. Zu den Begleiterkrankungen gehören u. a. arterielle Hypertonie, Typ 2-Diabetes, Erkrankungen des Herzens und der Leber sowie eine Reihe von Krebsarten. Diese Folgekrankheiten entstehen wahrscheinlich durch adipositasbedingte Veränderungen in der DNA-Methylierung, wie eine kürzlich in der Zeitschrift Nature publizierte Studie zeigen konnte [1]. Weiterlesen

Adipositas – Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung in der Psychiatrie

Auch wenn die Adipositas nach ICD-10 und DSM-5 nicht als psychiatrische Erkrankung klassifiziert wird, mehrt sich die wissenschaftliche und klinische Evidenz dafür, dass es sich bei der Adipositas nicht nur um die Folge übermäßiger Nahrungsaufnahme, sondern auch um eine neurobiologische Erkrankung handelt.
Die neueste präklinische Forschung konnte beispielsweise im Tierversuch zeigen, dass das hypothalamische Enzym O-GlcNAc-Transferase in entscheidender Weise zum Sättigungsgefühl und zur Steuerung des Essverhaltens beiträgt. Mäuse, bei denen dieses Enzym ausgeschaltet wurde, begannen in der Folge, ihre Nahrungsaufnahme erheblich zu steigern, und nahmen schnell und übermäßig an Gewicht zu. Dieser Befund ist nicht nur ein wissenschaftlicher Erfolg, sondern er eröffnet mögliche zukünftige Perspektiven für die pharmakologische Behandlung der Adipositas. Weiterlesen

Liraglutid – GLP-1-Analogon reduziert Körpergewicht bei Adipositas

In der 9. Auflage des Kompendiums der Psychiatrischen Pharmakotherapie wird erstmals Liraglutid (Victoza®) zur Behandlung der Adipositas vorgestellt werden. Liraglutid ist ein Analogon des Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1). Es führt zu einem gesteigerten zentralen Sättigungsgefühl, Verzögerung der Magenentleerung und zu Glukose-abhängiger Reduktion der Glukagon-Sekretion im Pankreas (Astrup A et al, 2009, Lancet 374: 1606-1616).
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Sibutramin – Ruhen der Zulassung

In einem Rote-Hand-Brief hat die Firma Abbott die Fachkreise über die Aussetzung der Marktzulassungen für Arzneimittel mit dem Wirkstoff Sibutramin in der Europäischen Union (EU) informiert http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2010/20100122.pdf.

Sibutramin, ein kombinierter Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, war zur Behandlung der Adipositas zugelassen.

Auf der Grundlage der Ergebnisse der SCOUT-Studie (Sibutramine Cardiovascular OUTcomes Trial) zog der Ausschuss für Humanarzneimittel der europäischen Arzneimittelagentur den Schluss, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Sibutramin nicht mehr positiv ist und hat daher die Empfehlung ausgesprochen, dass alle Marktzulassungen für Arzneimittel mit dem Wirkstoff Sibutramin innerhalb der EU ausgesetzt werden sollen. In der SCOUT-Studie hatte sich ein vermehrtes Auftreten nicht tödlicher Herzinfarkte und Schlaganfälle in der Gruppe der mit Sibutramin behandelten Patienten gezeigt.

Auf das hohe Nebenwirkungsrisiko und die besondere Gefahr für Hypertoniker durch die Substanz war im Kompendium bereits hingewiesen worden.

Hubertus Himmerich, Leipzig
Otto Benkert, Mainz

Rimonabant – Ruhen der Zulassung

In einem Rote-Hand-Brief informiert die Firma Sanofi-Aventis, dass die Europäische Zulassungsagentur das Ruhen der Zulassung von Rimonabant (Aclompia) empfohlen hat http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20081027.pdf
Rimonabant war zur Behandlung von Adipositas und Übergewicht zugelassen.

Schon in unserer News zur Zulassung ( www.Kompendium-News.de; 10.Juni 2007) hatten wir auf das Risiko bei der Anwendung von Rimonabant bei psychiatrischen Patienten hingewiesen. Die abschließende Bewertung des Risikoprofils hat jetzt doch bestätigt, dass das Risiko für ein Auftreten von Depression, Angst, Schlafstörungen und Aggression etwa doppelt so hoch wie unter Placebo ist. Ein erhöhtes Suizidrisiko wird vermutet.
Francesca Regen, Berlin
Ion Anghelescu, Berlin
Otto Benkert, Mainz