SSRI – Neue Dosis-Wirkungsbeziehung

Bei SSRI ist ein verbesserter Therapieerfolg durch Dosiserhöhungen innerhalb des empfohlenen Dosisbereiches bei der Behandlung der Major Depression bislang nicht angenommen worden. Höhere Dosierungen als die niedrigste wirksame Dosis schienen anhand früherer Studienergebnisse bei fehlendem Wirksamkeitsvorteil hingegen einzig mit vermehrten Nebenwirkungen assoziiert zu sein [1]. Entsprechend wird auch in der 2015 aktualisierten S3-Leitlinie „Unipolare Depression“ für SSRI bei initial unzureichender Response von einer Anhebung der Dosierung in Abhängigkeit von Verträglichkeit und den Anwendungsempfehlungen im Hinblick auf die hier fehlende Dosis-Wirkungs-Beziehung und Nachteilen in Bezug auf ein möglicherweise erhöhtes Nebenwirkungsprofil abgeraten [2]. Weiterlesen

Vortioxetin – Zusatznutzen vom Gemeinsamen Bundesausschuss nicht anerkannt

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 15. Oktober 2015 beschlossen, den Zusatznutzen des seit Mai 2015 in Deutschland erhältlichen Antidepressivums Vortioxetin (Brintellix®) [1, 2] nicht anzuerkennen [3]. Damit folgt der G-BA der Einschätzung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), welches vom G-BA mit der Nutzenbewertung beauftragt worden war und seinen Bericht im August 2015 veröffentlicht hatte [4]. Als „zweckmäßige Vergleichstherapie“ wurde hierbei für leichte depressive Episoden ein „beobachtendes Abwarten“, für mittelgradige und schwere depressive Episoden eine Behandlung „mit einem Antidepressivum aus der Wirkstoffgruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)“ angenommen, ein Zusatznutzen sei hierbei nach Einschätzung des G-BA und des IQWiG für Vortioxetin nicht belegt. Weiterlesen

Antidepressiva – Neue Ergebnisse zu Vorteilen einer Kombination aus Psychotherapie und Pharmakotherapie in der Behandlung depressiver Episoden

Seit langem wird eine Kombination aus Psychotherapie und Pharmakotherapie als vorteilhaft in der Behandlung depressiver Episode angesehen. In einer aktuellen, groß angelegten, multizentrischen Studie der Arbeitsgruppe von Hollon et al. (1) wurde die Wirksamkeit einer Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) und Pharmakotherapie im Vergleich zu einer alleinigen Pharmakotherapie bei depressiven Patienten nochmals untersucht. Weiterlesen

Antidepressiva – Blutungsrisiko: Update 2014

Bereits seit längerem ist bekannt, dass es auf aufgrund einer Thrombozytenfunktionsstörung mit verminderter Aggregationsfähigkeit unter Antidepressiva mit Hemmung der Serotoninwiederaufnahme (SSRI, SNRI oder SRI) zum Auftreten einer verlängerten Blutungszeit und/oder Anzeichen einer Blutung kommen kann. In Bezug auf gastrointestinale (GI) Blutungen zeigt sich unter Antidepressiva mit Hemmung der Serotoninwiederaufnahme dabei ein erhöhtes Risiko vergleichbar demjenigen unter einer Behandlung mit Thrombozytenaggregationshemmern. Werden gleichzeitig gastrotoxische (NSAID) und/oder die Thrombozytenfunktion beeinflussenden Substanzen verordnet, steigt das Risiko für gastrointestinale Blutungen überadditiv an (s. Abschn. 1.6.4, Kompendium 9. Auflage).
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Vortioxetin – EU-Zulassung als neues Antidepressivum

Im Dezember 2013 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen des Antidepressivums Vortioxetin zur Behandlung der Major Depression. Zuvor hatte im September 2013 die amerikanische Zulassungsbehörde FDA für Vortioxetin eine Zulassung in dieser Indikation erteilt. Vortioxetin wird unter dem Handelsnamen „Brintellix“ (Lundbeck) nach Abschluss von Diskussionen um die Erstattungsfähigkeit und Preisfestsetzung vermutlich ab der zweiten Jahreshälfte 2014 in 5, 10, 15 und 20 mg Tabletten sowie als Tropfen zum Einnehmen (20 mg/ml) erhältlich sein [1].
Die Zulassung basiert auf Daten aus 12 RCT (einschließlich einer RCT bei älteren Patienten > 65 Jahren [2]), von denen sich bei 9 RCT Vortioxetin (in mindestens einer der untersuchten Dosierungen) Plazebo signifikant überlegen zeigte [1, 2-5, 12]. In einer 12-wöchigen doppelblinden Vergleichsstudie gegenüber Agomelatin 25-50 mg/d zeigte sich Vortioxetin Agomelatin überlegen (Study 14178A; [1]). In einer Studie zur Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe über 24-64 Wochen zeigte Vortioxetin signifikante Vorteile im Vergleich zu Plazebo [6, 7].
Vortioxetin wurde auch bei der generalisierten Angststörung (GAS) geprüft, hier zeigte sich allerdings in 3von 4 publizierten RCT kein signifikanter Vorteil für Vortioxetin im Vergleich zu Plazebo [8-11].
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Tianeptin – als Antidepressivum jetzt auch in Deutschland verfügbar

Tianeptin, das als Antidepressivum bereits seit 1988 in Frankreich und seit 1999 auch in Österreich unter dem Handelsnamen Stablon® (Servier) zugelassen ist, ist seit November 2012 auch in Deutschland erhältlich und wird von neuraxpharm unter dem Handelsnamen Tianeurax® vertrieben. Strukturchemisch stellt Tianeptin ein trizyklisches Antidepressivum dar; der eigentliche pharmakodynamische Wirkmechanismus allerdings ist auch heute noch unklar. Weiterlesen

Agomelatin – neue Vorsichtsmaßnahmen

Die Firma Servier weist aufgrund einer Überprüfung der Daten zu Transaminasenerhöhungen unter dem Antidepressivum Agomelatin (Valdoxan®) in klinischen Studien und nach Markteinführung durch den Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA (CHMP) in einem Informationsbrief nochmals auf die Notwendigkeit von Leberfunktionstests und das Risiko von Leberschädigungen hin. Änderungen der Produktinformation ergaben sich im Hinblick auf die Notwendigkeit, Leberfunktionstests auch nach Dosissteigerung durchzuführen. Weiterlesen

SSRI – neue Metaanalyse zum Risiko intrakranieller Blutungen

Einer aktuellen, in der Zeitschrift „Neurology“ publizierten Studie der Arbeitsgruppe von Daniel G. Hackam und Marko Mrkobrada der Western University in London (Kanada) nach sind SSRI mit einem erhöhten Risiko für intrakranielle Blutungen assoziiert [1]. Die Autoren führten zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen intrakraniellen Blutungen und einer Exposition mit SSRI eine systematische Übersicht und Metaanalyse von 16 Beobachtungsstudien (n=506411) durch. Weiterlesen

Antidepressiva – Depressionsbehandlung im höheren Lebensalter und bei Demenz.

Die Behandlung depressiver Symptome bei Patienten im höheren Lebensalter und bei Demenz ist von großer Bedeutung. Die Folgen einer unbehandelten depressiven Störung im Alter sind eine reduzierte Lebensqualität, medikamentöse Non-Compliance, erhöhte Morbidität, Mortalität, verlängerte Krankenhausaufenthalte und ein erhöhtes Suizidrisiko, insbesondere bei Männern.
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Antidepressiva – weiterhin engmaschiges Monitoring zur Reduktion des Suizidrisikos nötig

Die Frage, ob Antidepressiva das Suizidrisiko erhöhen können, wird in der Literatur weiterhin intensiv diskutiert. Wie in unseren letzten News zu diesem Thema vom 13.04.07 und 16.05.07 berichtet, ergab sich in einer Metaanalyse der amerikanische Zulassungsbehörde FDA zum Suizidrisiko unter Antidepressiva eine Altersabhängigkeit des Zusammenhangs zwischen einer antidepressiven Behandlung und Suizidideationen und suizidalem Verhalten (Stone M et al., BMJ. 2009;339:b2880). Dies führte zu einer Erweiterung des für Kinder und Jugendliche bereits zuvor ausgesprochenen Warnhinweises zu einem möglichen Zusammenhang zwischen Antidepressiva und Suizidalität auf junge Erwachsene im Alter von 18–24 Jahren (News vom 16.05.2007). Weiterlesen