Therapieresistente Depression – Neue Metanalyse zu verschiedenen Augmentationsmöglichkeiten

In Bezug auf Möglichkeiten der Augmentation bei therapieresistenter Depression ergab eine aktuelle vergleichende Metaanalyse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von insgesamt 11 medikamentösen Kombinations- bzw. Augmentationsmöglichkeiten bei therapieresistenter Depression für Aripiprazol und Quetiapin die besten Ergebnisse (Zhou et al., 2015). Eingeschlossen wurden 48 RCT mit insgesamt 6654 Patienten, berücksichtigt wurden randomisierte, kontrollierte Studien (RCT) mit Aripiprazol, Bupropion, Buspiron, Lamotrigin, Lithium, Methylphenidat, Olanzapin, Pindolol, Quetiapin, Risperidon und Schilddrüsenhormon. Betrachtet wurde primär der Anteil von Patienten, die eine Response erreichten, daneben auch der Anteil an Patienten mit Remission. Ferner wurde die Akzeptanz einer Augmentation, definiert als Anzahl an Therapieabbrüchen insgesamt, sowie die Verträglichkeit, definiert als Anzahl an Therapieabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen, vergleichend untersucht.
Einzig Quetiapin (OR=1,92), Aripiprazol (OR=1,85), Schilddrüsenhormon (OR=1,84) und Lithium (OR=1,56) zeigten sich anhand der Response-Raten Plazebo überlegen. Für Quetiapin und Aripiprazol erwiesen sich dabei die Effektmaße als robuster in Sensitivitätsanalysen als für Schilddrüsenhormone und Lithium. Bei Betrachtung der Remissionsraten, die jedoch bei therapieresistenter Depression als typischerweise niedrig anzusehen sind, zeigten sich wiederum Schilddrüsenhormon (OR=2,94), Risperidon (OR=2,17), Quetiapin (OR=2,08), Buspiron(OR=1,86), Aripiprazol (OR=1,83) und Olanzapin (OR=1,79) Plazebo überlegen. Bei fehlenden Unterschieden der verschiedenen Augmentationsoptionen untereinander sowie auch zu Plazebo hinsichtlich der Akzeptanz wurden Quetiapin (OR=3,85), Olanzapin (OR=3,36), Aripiprazol (OR=2,51) und Lithium (OR=2,30) signifikant schlechter vertragen als Plazebo.
Der Vorteil vergleichender Metaanalysen ist die Möglichkeit, verschiedene Behandlungsoptionen miteinander zu vergleichen, für die keine direkten vergleichenden Studien vorliegen. Bedacht werden sollten bei der Betrachtung der Ergebnisse aber auch die allgemeinen Schwächen von Metaanalysen, deren Ergebnisse von der Qualität der eingeschlossenen Studien abhängen. In der aktuellen vergleichenden Metaanalyse erreichten die beiden AAP Quetiapin und Aripiprazol bezüglich der Wirksamkeit gemessen anhand der Response-Rate die besten Ergebnisse. Dabei sollten aber auch die Ergebnisse bezüglich der Verträglichkeit berücksichtigt werden, die für beide eine signifikant schlechtere Verträglichkeit im Vergleich zu Plazebo zeigten. Nicht berücksichtigt wurden in der Studie auch mögliche Nebenwirkungen, die sich erst im Langzeitverlauf ergeben. Positiv fällt das Ergebnis für die Augmentation mit Schilddrüsenhormon aus, welches sich in der Wirksamkeit vergleichbar den beiden AAP zeigte bei im Vergleich besserer Verträglichkeit (OR=1,36).

Zusammenfassung:

In der aktuellen vergleichenden Metaanalyse erreichten die beiden AAP Quetiapin und Aripiprazol bezüglich der Wirksamkeit gemessen anhand der Response-Rate die besten Ergebnisse. Dennoch muss beim Einsatz von atypischen Antipsychotika (AAP) das Nutzen-Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden, zu beachten ist das Nebenwirkungsrisiko insbesondere in der Langzeittherapie (Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie, 10. A., Kap. 1.11.4). In die Auswahl einer geeigneten Augmentations- oder Kombinationsstrategie bei unzureichender Besserung oder Therapieresistenz sollte eine Vielzahl verschiedener Faktoren/ Prädiktoren zur individuellen Beurteilung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses eingehen, die die Entscheidung für eine gewählte Strategie im Einzelfall (mit-)bedingen (Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie, 10. A., Kap. 1.11).

Francesca Regen, Berlin
Otto Benkert, Mainz

Literatur:
Zhou X, Ravindran AV, Qin B, Del Giovane C, Li Q, Bauer M, Liu Y, Fang Y, da Silva T, Zhang Y, Fang L, Wang X, Xie P. Comparative efficacy, acceptability, and tolerability of augmentation agents in treatment-resistant depression: systematic review and network meta-analysis. J Clin Psychiatry. 2015;76(4):e487-98.

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