Dopaminagonisten – Störungen der Impulskontrolle als häufige und schwere Nebenwirkung

Störungen der Impulskontrolle sind als unerwünschte Wirkung von Dopaminagonisten bei der Behandlung von Parkinson-Syndrom, Restless-Legs-Syndrom und Hyperprolaktinämie bekannt. Im Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie, 10. Auflage sind Impulskontrollstörungen auch als Nebenwirkungen für die Präparate Levodopa/Benserazid, Pramipexol, Ropinirol und Rotigotin genannt. Eine kürzlich veröffentlichte retrospektive Analyse vertieft diese Beobachtung. Moore et al., 2014 untersuchten Berichte über 2,7 Millionen von der FDA in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern erfasste schwere Nebenwirkungen nach Gabe von einem der sechs in den USA zugelassenen Dopaminagonisten während einer Periode von zehn Jahren (2003 bis 2012).

In diesem Kollektiv fanden sich 1580 Berichte über schwere Störungen der Impulskontrolle. Am häufigsten wurde pathologisches Spielen berichtet, gefolgt von Hypersexualität und pathologischem Kaufen. Bei 44,9 % der Ereignisse wurde ein Dopaminagonist verordnet, und zwar zur Behandlung eines Parkinson-Syndroms (61,7 % der Ereignisse), eines Rest-Less-Legs-Sydroms (23.8 %), einer Hyperpolaktinämie (3,5%) oder aus anderer Indikation (5,5 %). Während des zehnjährigen Bobachtungszeitraums stieg die Zahl der Ereignisse deutlich an. Unter den Dopaminagonisten waren Substanzen mit höherer Affinität zum D-3-Rezeptor stärker betroffen, nämlich Pramipexol und Ropinorol. Auch unter den Dopaminagonisten Cabergolin, Bromocriptin und Apomorphin traten Impulskontrollstörungen auf. L-Dopa wurde nicht untersucht.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Gabe von Dopaminagonisten mit schweren Störungen der Impulskontrolle assoziiert ist. Es sei unwahrscheinlich, dass die Störungsbilder wie pathologisches Spielen und Hypersexualität ein Symptom der behandelten Erkrankung wie Parkinson- oder Restless-Legs-Syndrom sei. Sie empfehlen deutliche Warnhinweise vor diesen unerwünschten Wirkungen. Ärzte, die Dopaminagonisten verschreiben, sollten auf diese achten und sicherstellen, dass Patienten und ihre Angehörigen diese Risiken kennen.
Klinische Konsequenzen
Während Impulskontrollstörungen nur als eine unter vielen anderen Nebenwirkungen bei den in Kapitel 5 besprochenen Dopaminagonisten entsprechend der Fachinformation erwähnt werden, soll zukünftig in besonderer Weise auf mögliche Impulskontrollstörungen als schwere und relativ häufige Nebenwirkung von Pramipexol, Levodopa/Benserazid, Ropinirol und Rotigotin hingewiesen werden.

Literatur
Reports of Pathological Gambling, Hypersexuality, and Compulsive Shopping Associated With Dopamine Receptor Agonist Drugs. Moore TJ, Glenmullen J, Mattison DR
JAMA Intern Med. 2014 Oct 20. doi: 10.1001/jamainternmed.2014.5262. [Epub ahead of print]
Axel Steiger, München, steiger@psych.mpg.de
Benkert, Otto, Mainz, www.ottobenkert.de

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