Hinweis für teratogenes Risiko bei Einnahme von Carbamazepin, Lamotrigin und Valproinsäure im 1. Trimenon

Carbamazepin,Lamotrigin und Valproinsäuremüssen bei Einnahme im 1. Trimenon als teratogen betrachtet werden.

  • Das Risiko für Fehlbildungen bei Kindern epilepsiekranker Frauen, die während der Schwangerschaft Antikonvulsiva einnahmen, ist 2- bis 3fach erhöht und liegt bei 4-8% gegenüber 2,3% in der Normalbevölkerung. Da aber eine Epilepsie mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko assoziiert sein könnte, ist unklar, inwiefern diese Daten auf Patientinnen mit psychischen Störungen übertragen werden können.
  • Carbamazepin- und Valproinsäureeinnahme während des 1. Trimenons erhöht das Risiko für Neuralrohrverschlussstörungen (Spina bifida) und für Verschlussstörungen im Urogenitaltrakt (Hypospadie). Während der Schwangerschaft sollten deshalb neben Ultraschalluntersuchungen auch Kontrollen von a-Fetoprotein (a-FP) und Azetylcholinesterase durchgeführt werden.
  • Bei Neuralrohrdefekten finden sich gehäuft erniedrigte Folsäurespiegel. Da Valproinsäure den Folsäurespiegel zu senken vermag, wird empfohlen, Folsäure 4 Wochen vor einer Konzeption und bis zum Ende des 1. Trimenons an Frauen zu verabreichen, die Valproinsäure oder auch Carbamazepin während der Schwangerschaft weiter einnehmen.
  • Unter Carbamazepinexposition fanden sich in erhöhtem Maße Entwicklungsverzögerungen, kraniofaziale Anomalien, Fingernagelhypoplasien und Wachstumsretardierungen.
  • Carbamazepin und Valproinsäure können das Risiko neonataler Hämorrhagien aufgrund verminderter Bildung Vitamin K-abhängiger Gerinnungsfaktoren erhöhen. Deshalb soll Vitamin K präventiv während der letzten 1–2 Monate der Schwangerschaft sowie dem Neugeborenen bei Geburt verordnet werden.
  • Unter Lamotrigin zeigte sich eine deutlich erhöhte Häufigkeit von Fehlbildungen von Mund und Gaumen (8,9 von 1000 gegenüber 0,37 in der Allgemeinbevölkerung, relatives Risiko 24) bei Kindern Lamotrigin-exponierter Mütter.
  • Die Lamotrigin-Clearance ist während der Schwangerschaft beschleunigt. Nach der Geburt normalisiert sie sich rasch. Daher sind Plasmaspiegelkontrollen und ggf. Dosisanpassungen notwendig.

Mit dem Stillen assoziierte Risiken

Da keine Untersuchungen vorliegen, wird insgesamt von der Einnahme während der Stillzeit abgeraten. 

Langfristige Verhaltens- und Entwicklungseffekte

Die Untersuchungen hierzu sind widersprüchlich. Neuere Daten weisen darauf hin, dass Antikonvulsiva möglicherweise zu Entwicklungsverzögerungen führen.

Empfehlungen

Bei teratogenem Risiko von Carbamazepin, Lamotrigin und Valproinsäure sollte auf ihre Anwendung während der Schwangerschaft verzichtet werden.
Vom Stillen ist unter diesen Präparaten abzuraten.

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