Vortioxetin – Zusatznutzen vom Gemeinsamen Bundesausschuss nicht anerkannt

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 15. Oktober 2015 beschlossen, den Zusatznutzen des seit Mai 2015 in Deutschland erhältlichen Antidepressivums Vortioxetin (Brintellix®) [1, 2] nicht anzuerkennen [3]. Damit folgt der G-BA der Einschätzung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), welches vom G-BA mit der Nutzenbewertung beauftragt worden war und seinen Bericht im August 2015 veröffentlicht hatte [4]. Als „zweckmäßige Vergleichstherapie“ wurde hierbei für leichte depressive Episoden ein „beobachtendes Abwarten“, für mittelgradige und schwere depressive Episoden eine Behandlung „mit einem Antidepressivum aus der Wirkstoffgruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)“ angenommen, ein Zusatznutzen sei hierbei nach Einschätzung des G-BA und des IQWiG für Vortioxetin nicht belegt. Weiterlesen

Therapieresistente Depression – Neue Metanalyse zu verschiedenen Augmentationsmöglichkeiten

In Bezug auf Möglichkeiten der Augmentation bei therapieresistenter Depression ergab eine aktuelle vergleichende Metaanalyse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von insgesamt 11 medikamentösen Kombinations- bzw. Augmentationsmöglichkeiten bei therapieresistenter Depression für Aripiprazol und Quetiapin die besten Ergebnisse (Zhou et al., 2015). Eingeschlossen wurden 48 RCT mit insgesamt 6654 Patienten, berücksichtigt wurden randomisierte, kontrollierte Studien (RCT) mit Aripiprazol, Bupropion, Buspiron, Lamotrigin, Lithium, Methylphenidat, Olanzapin, Pindolol, Quetiapin, Risperidon und Schilddrüsenhormon. Betrachtet wurde primär der Anteil von Patienten, die eine Response erreichten, daneben auch der Anteil an Patienten mit Remission. Ferner wurde die Akzeptanz einer Augmentation, definiert als Anzahl an Therapieabbrüchen insgesamt, sowie die Verträglichkeit, definiert als Anzahl an Therapieabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen, vergleichend untersucht. Weiterlesen

Antidepressiva – Neue Ergebnisse zu Vorteilen einer Kombination aus Psychotherapie und Pharmakotherapie in der Behandlung depressiver Episoden

Seit langem wird eine Kombination aus Psychotherapie und Pharmakotherapie als vorteilhaft in der Behandlung depressiver Episode angesehen. In einer aktuellen, groß angelegten, multizentrischen Studie der Arbeitsgruppe von Hollon et al. (1) wurde die Wirksamkeit einer Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) und Pharmakotherapie im Vergleich zu einer alleinigen Pharmakotherapie bei depressiven Patienten nochmals untersucht. Weiterlesen

Antidepressiva – Blutungsrisiko: Update 2014

Bereits seit längerem ist bekannt, dass es auf aufgrund einer Thrombozytenfunktionsstörung mit verminderter Aggregationsfähigkeit unter Antidepressiva mit Hemmung der Serotoninwiederaufnahme (SSRI, SNRI oder SRI) zum Auftreten einer verlängerten Blutungszeit und/oder Anzeichen einer Blutung kommen kann. In Bezug auf gastrointestinale (GI) Blutungen zeigt sich unter Antidepressiva mit Hemmung der Serotoninwiederaufnahme dabei ein erhöhtes Risiko vergleichbar demjenigen unter einer Behandlung mit Thrombozytenaggregationshemmern. Werden gleichzeitig gastrotoxische (NSAID) und/oder die Thrombozytenfunktion beeinflussenden Substanzen verordnet, steigt das Risiko für gastrointestinale Blutungen überadditiv an (s. Abschn. 1.6.4, Kompendium 9. Auflage).
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Vortioxetin – EU-Zulassung als neues Antidepressivum

Im Dezember 2013 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen des Antidepressivums Vortioxetin zur Behandlung der Major Depression. Zuvor hatte im September 2013 die amerikanische Zulassungsbehörde FDA für Vortioxetin eine Zulassung in dieser Indikation erteilt. Vortioxetin wird unter dem Handelsnamen „Brintellix“ (Lundbeck) nach Abschluss von Diskussionen um die Erstattungsfähigkeit und Preisfestsetzung vermutlich ab der zweiten Jahreshälfte 2014 in 5, 10, 15 und 20 mg Tabletten sowie als Tropfen zum Einnehmen (20 mg/ml) erhältlich sein [1].
Die Zulassung basiert auf Daten aus 12 RCT (einschließlich einer RCT bei älteren Patienten > 65 Jahren [2]), von denen sich bei 9 RCT Vortioxetin (in mindestens einer der untersuchten Dosierungen) Plazebo signifikant überlegen zeigte [1, 2-5, 12]. In einer 12-wöchigen doppelblinden Vergleichsstudie gegenüber Agomelatin 25-50 mg/d zeigte sich Vortioxetin Agomelatin überlegen (Study 14178A; [1]). In einer Studie zur Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe über 24-64 Wochen zeigte Vortioxetin signifikante Vorteile im Vergleich zu Plazebo [6, 7].
Vortioxetin wurde auch bei der generalisierten Angststörung (GAS) geprüft, hier zeigte sich allerdings in 3von 4 publizierten RCT kein signifikanter Vorteil für Vortioxetin im Vergleich zu Plazebo [8-11].
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Quetiapin – Notwendige Ergänzungen zur Plasmaspiegelmessung

Erkenntnisse über die Abhängigkeit des Quetiapin-Plasmaspiegels vom Dosierungsschema und von der galenischen Formulierung erfordern die Anwendung eines Korrekturfaktors, der hier erläutert wird, bei Anwendung von Therapeutischem Drug Monitoring (TDM).

Quetiapin ist ein atypisches Antipsychotikum mit trizyklischer Struktur, das in zwei galenischen Formulierungen verfügbar ist, als nichtretardierte Filmtablette und als Retardtablette. Es ist zugelassen zur Behandlung und Rezidivprävention der Schizophrenie, zur Behandlung der schweren Formen der manischen und depressiven Episoden bei bipolaren Störungen, zur Prävention von Rückfällen bei manischen und depressiven Episoden (nur wenn Quetiapin angesprochen hat) und als Augmentationstherapie bei depressiven Episoden (nur Retardtabletten) (s. Kompendium 9.A und Pocket Guide 2.A).
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Tianeptin – als Antidepressivum jetzt auch in Deutschland verfügbar

Tianeptin, das als Antidepressivum bereits seit 1988 in Frankreich und seit 1999 auch in Österreich unter dem Handelsnamen Stablon® (Servier) zugelassen ist, ist seit November 2012 auch in Deutschland erhältlich und wird von neuraxpharm unter dem Handelsnamen Tianeurax® vertrieben. Strukturchemisch stellt Tianeptin ein trizyklisches Antidepressivum dar; der eigentliche pharmakodynamische Wirkmechanismus allerdings ist auch heute noch unklar. Weiterlesen

Agomelatin – neue Vorsichtsmaßnahmen

Die Firma Servier weist aufgrund einer Überprüfung der Daten zu Transaminasenerhöhungen unter dem Antidepressivum Agomelatin (Valdoxan®) in klinischen Studien und nach Markteinführung durch den Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA (CHMP) in einem Informationsbrief nochmals auf die Notwendigkeit von Leberfunktionstests und das Risiko von Leberschädigungen hin. Änderungen der Produktinformation ergaben sich im Hinblick auf die Notwendigkeit, Leberfunktionstests auch nach Dosissteigerung durchzuführen. Weiterlesen

SSRI – neue Metaanalyse zum Risiko intrakranieller Blutungen

Einer aktuellen, in der Zeitschrift „Neurology“ publizierten Studie der Arbeitsgruppe von Daniel G. Hackam und Marko Mrkobrada der Western University in London (Kanada) nach sind SSRI mit einem erhöhten Risiko für intrakranielle Blutungen assoziiert [1]. Die Autoren führten zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen intrakraniellen Blutungen und einer Exposition mit SSRI eine systematische Übersicht und Metaanalyse von 16 Beobachtungsstudien (n=506411) durch. Weiterlesen

Antidepressiva – Depressionsbehandlung im höheren Lebensalter und bei Demenz.

Die Behandlung depressiver Symptome bei Patienten im höheren Lebensalter und bei Demenz ist von großer Bedeutung. Die Folgen einer unbehandelten depressiven Störung im Alter sind eine reduzierte Lebensqualität, medikamentöse Non-Compliance, erhöhte Morbidität, Mortalität, verlängerte Krankenhausaufenthalte und ein erhöhtes Suizidrisiko, insbesondere bei Männern.
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